Archiv | November 2015

Trauer-Online-Seminar – Start am 6. Mai 2016

Online-Trauer-Seminar: „Das erste Trauerjahr – Was kommt, was hilft, worauf Sie setzen können“

Hat man einen geliebten Menschen verloren, so kann man auch erst nach Monaten oder Jahren feststellen, dass man Unterstützung bei der Verarbeitung des Verlustes braucht. Oft ist es nicht möglich, sich einer Trauergruppe anzuschließen, einen Trauerbegleiter zu finden oder eine Psychotherapie in Anspruch zu nehmen, wenn man einen geliebten Menschen verloren hat und nach Wochen, Monaten oder Jahren immer noch einen großen Verlust empfindet und stark trauert. Dafür gibt es viele Gründe. Manche wohnen auf dem Land und es fehlt die nötige Infrastruktur, es gibt nicht genügend Plätze für Psychotherapie oder es gibt keinen passenden Therapeuten oder Trauerbegleiter, vielleicht ist man gesundheitlich so eingeschränkt, dass man schlecht das Haus verlassen kann oder man kann sich einfach nicht vorstellen, einem fremden Menschen die innersten Gefühle mitzuteilen.

Wie kann das Online-Trauer-Seminar helfen?

Treffen einer oder mehrere Argumente aus dem oberen Abschnitt zu und man hat E-Mail und Internetanschluss, kann dieses Online-Trauer-Seminar eine Möglichkeit sein, sich regelmäßig mit dem Thema auseinander zu setzen, Unterstützung und Anregungen zu bekommen und für die eigene Trauerarbeit Impulse zu erhalten, die einen berühren und den Trauer-Prozess in Gang bringen, damit ein Leben ohne den geliebten Menschen möglich ist und die Liebe zu ihm trotz seines Todes einen festen Platz im Leben erhält.

Einen inneren Platz für den Verstorbenen

Wenn die Liebe weiter fließen kann und für den Verstorbenen ein innerer Platz gefunden und eingerichtet ist, so wird man ihn zwar weiterhin vermissen aber dennoch besteht durch den inneren Dialog mit ihm die Möglichkeit, dass dieser Mensch zu einem inneren Begleiter, Unterstützer und Ratgeber für die großen und kleinen Themen des Lebens werden kann. Bleibt man allerdings mit dem Trauerschmerz verhaftet, kann die Liebe nicht mehr auf die Art und Weise fließen wie bisher, und viele Trauernde stellen den Sinn des Lebens über Monate und Jahre in Frage, was sehr viel Kraft kostet und die Wiederkehr der Freude am Leben erschwert.

Was leistet das Online-Trauer-Seminar?

Das Online-Trauer-Seminar führt jeden Teilnehmer für sich durch die verschiedenen Schwierigkeiten, die sich durch einen Trauerfall ergeben. Der Kurs ist angelehnt an das Buch „Das erste Trauerjahr“, und führt jede Woche – immer zum Wochenende hin über Texte, Übungen, Affirmationen, Empfehlungen, Traumreisen durch einen 12-Monatigen Zyklus, in dem man sich den Themen ganz individuell stellen kann. Ob und wann die vorgeschlagenen Schritte angegangen werden, kann jeder ganz individuell entscheiden. Abgerundet wird das Seminar durch einen monatlichen Chat mit allen Seminar-Teilnehmern, während diesem mir Fragen gestellt werden können und ein Austausch untereinander statt finden kann, wenn es gewünscht ist.

Der gesamte Input des Seminars ist auf 12 Monate ausgelegt. Sollte ein Teilnehmer für sich das Gefühl haben, dass dieses Konzept für ihn nicht passt, kann der Kurs auch vor Ablauf der 12 Monate ohne größere Erklärungen unterbrochen oder beendet werden. Ebenso ist auch der Einstieg nach dem 6. Mai 2016 möglich.

Für wen ist das Online-Trauer-Seminar geeignet?

Teilnehmen kann jeder, der einen Verlust erlitten hat, auch wenn es schon länger her ist und/oder für das eigene Empfinden noch nicht ausreichend bearbeitet wurde. Auf Grund der Online-Situation und der Möglichkeit des individuellen Umgangs mit den Übungen, bietet der Kurs auch Hilfe bei der Verarbeitung von Verlusten, die für einen selbst oder für das Umfeld nicht unbedingt dramatisch genug erscheinen. So kann es sich eben auch um die Verlust-Verarbeitung von Ex-Partnern entfernten Verwandten, Freunden, Kollegen oder Haustieren handeln.

Zu weiteren Informationen, den Kosten und der Anmeldung geht es hier:

Kontakt: Eva Terhorst, info@trauerbegleiter.org, http://www.trauerbegleiter.org

Buchempfehlung: Suchtbericht.de von Kai und Gisela Sender

kai-und-giselaIch kenne Kai Sender und seine Frau Gisela über die Trauerarbeit. Gisela arbeitet in einem Bestattungsinstitut und Kai ist in der Leitung von Trauer.de. Bei einem Treffen im September habe ich die beiden in Bremen kennen gelernt. In der Vorstellungsrunde, denn es waren einige Trauerbegleiter eingeladen, sagte Kai ganz unverblümt, dass er persönlich noch nicht mit Trauer in seinem Leben konfrontiert wurde, er aber ein Suchtthema hätte. Ich war damals sehr angenehm überrascht, wie offen er damit umging. Nun halte ich das Buch „Suchtbericht.de“ von den beiden in der Hand und mir wird klar, warum mir Kai und Gisela von Beginn an so unglaublich sympathisch waren, und das ohne großen Schnickschnack und Gedöns. Die beiden haben sich offenbar dazu entschlossen, mit ihren Problemen – in diesem Fall Kais Alkohol- und Spielsucht – ganz offen umzugehen und ein Buch daraus gemacht. Als Kai erwähnte, dass sein Buch demnächst erscheint, wollte ich es natürlich sofort haben und nun kann ich es kaum wieder weglegen, denn es berührt mich und ich empfinde es als eine Wohltat.
Süchte aller Art werden oft dazu benutzt, um Gefühle zu unterdrücken. Kai führt Tagebuch über den Ausstieg aus der Sucht durch den Einstieg in seine Gefühle ab Ostern 2012. In ebenfalls großer Offenheit schreibt Gisela in eigenen kleinen Abschnitten, wie es ihr dabei ergeht.
Dieses Buch macht schon auf den ersten Seiten ganz klar, worum es geht, was hilft und was der Lohn dabei ist.
Es geht um unterdrückte Gefühle, darum, sie wahr zu nehmen und sie auszudrücken. Das wunderbare Ergebnis dabei ist, dass man sich selbst bei unglaublich unangenehmen Gefühlen, wenn man sie zulässt, lebendiger fühlt als wenn man sie unterdrückt. Das klingt jetzt wieder mal wie so ein lapidares Erfolgsrezept á la: Lass alles zu und du wirst erleuchtet, aber ich schreibe diese Zeilen keineswegs so locker und flockig dahin. Denn in der Zeit, in der ich vor ca. 10 Jahren um meinen verstorbenen Partner Tom getrauert habe, habe ich mir oft gewünscht, diese überwältigend schlimmen Gefühle wegsaufen zu können, denn es war nicht zum Aushalten und manchmal dachte ich, diese Gefühle würden mich umbringen. Ich habe es tatsächlich manchmal bedauert, dass mir Alkohol und Drogen nicht liegen. Klar ist es auch eine Form von Lebendigkeit, durch so eine schwere Trauerzeit zu gehen aber ich hätte damals oft Gott weiß was darum gegeben all das in dieser Vehemenz nicht zu fühlen, denn es war furchtbar und langanhaltend.
Kein Wunder also, wenn Menschen es vorziehen diese Art der Gefühle zu unterdrücken. Leider unterdrückt man dann früher oder später eben auch die schönen Gefühle mit und zerstört oftmals durch die daraus resultierenden Süchte sein eigenes Leben und das Leben seiner Liebsten. Doch zu dem Zeitpunkt, an dem man diese Entscheidung -wahrscheinlich ehr unbewusst – getroffen hat, kann man diese Konsequenz und dieses Ausmaß nicht mal annähernd ermessen.
Beide Wege: sich direkt negativen Gefühlen, die oft existenziell erscheinen mögen zu stellen oder den Umweg über eine Sucht und deren unglaublich anstrengenden Genesung davon zu gehen, sind sehr sehr schwere Wege, an denen ich nichts beschönigen und relativieren möchte. Das Buch Suchtbericht.de von Kai und Gisela Sender, was auch sehr gut „Sendebericht“ heißen könnte, zeigt mir: wenn wir ein erfülltes Leben führen möchten, kommen wir einfach nicht darum herum, uns der ganzen Bandbreite des Lebens zu stellen, um echt und komplett zu sein. Damit meine ich nicht fehlerfrei. Gerade in diesem Buch bekommt der Leser in einer ganz wunderbaren Deutlichkeit serviert, wie viel mehr uns Menschen berühren und auch leiten können, wenn sie ihr Innerstes mit uns teilen, auch wenn es nicht nach Ponyhof darin aussieht.
Geschrieben wurde dieses Buch, um Menschen, die unter einer Suchterkrankung leiden, zu zeigen, wie so ein Ausstieg daraus aussehen kann und ich bin mir sicher, dass Suchtbericht.de genau das tut. Für mich tut dieses Buch aber noch viel mehr: Es zeigt mir, wie zauberhaft es ist, nicht perfekt zu sein und das nicht zu verstecken. So treffe ich im echten Leben und im Buch mit Kai und Gisela Sender echte Menschen, bei denen sich niemand verstellen muss. Für mich sind solche Begegnungen sehr heilsam und ich bin sehr dankbar dafür.
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Lesung aus „Das erste Trauerjahr“

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Lesung mit Eva Terhorst (musikalische Umrahmung mit BLUESZUCKER):

Das erste Trauerjahr –
Was kommt, was hilft, worauf Sie setzen können

Veranstaltung 18-11-15

Stirbt ein geliebter Mensch, trifft dies nahe Hinterbliebene mit unvorstellbarer Wucht. Das erste Trauerjahr ist für sie eine unendlich schmerzhafte Zeit. Die erfahrene Trauerbegleiterin Eva Terhorst hat selbst den Verlust und die Trauer über den Tod zweier ihr nahestehenden Menschen erlebt. Sie weiß, was Betroffenen hilft, das erste Trauerjahr zu ver- und überstehen. Sie beschreibt, was in dem ersten Jahr auf Trauernde zukommt, was sie brauchen, was sie für sich tun und worauf sie setzen können. Mit zahlreichen Tipps, Übungen und Audio-Links zu geführten Imaginationen.

Eva Terhorst: war PR-Beraterin, wurde Trauerbegleiterin, nachdem sie wieder einen geliebten Menschen verlor. Als sie 15 Jahre alt geworden war, nahm ihre Mutter sich das Leben. Als sie Anfang 40 war, starb ihr Lebensgefährte an Krebs. Sie lebt und arbeitet in Berlin. (www.trauerbegleitung.de).

Termin: Mittwoch, 18.11.2015, 18.00 bis 19.30 Uhr
Ort: Björn Schulz Stiftung, Wilhelm-Wolff-Straße 38, 13156 Berlin – Gartenhaus

kostenfrei, Spenden erlaubt
Anmeldung: Akademie der Björn Schulz Stiftung
Ansprechpartnerin: Patricia Heidrich
Wilhelm-Wolff-Straße 38
13156 Berlin
Tel.: 030/398 998 35
Fax: 030/398 998 99
Mail: p.heidrich@bjoern-schulz-stiftung.de

Buchvorstellung: „Große Weite Innen“ von Dorothea Stockmar Verlust und Trauer als Möglichkeit zu innerem Wachstum

Dorothea Stockmar - hinter dem HorizontSich in Worten so auszudrücken, dass der andere eine Ahnung davon bekommen kann, was einen bewegt und umtreibt, ist eine Kunst. Die Gedanken und Gefühle niederzuschreiben, die einen nicht mehr loslassen, wenn man sein Kind oder einen anderen geliebten Menschen verloren hat, erfordert Mut. Dorothea Stockmar zeigt großen Mut und tut beides. Damit berührt sie ganz tief. Das reicht ihr aber nicht und so verdeutlicht sie, was sie fühlt, indem sie ihre Trauer um ihren verstorbenen Sohn auch in Bildern ausdrückt. Eines dieser wunderbaren Bilder hängt in meiner Praxis und verbreitet dort durch lebendige Farben Schönheit, Zauber und Zerbrechlichkeit.

Jetzt zum 7. Todestag ihres Sohnes Cajus, ist ein weiteres Buch von ihr erschienen: „Thea Große Weite Innen“ beim Querbeet Verlag. Und wie kann es anders sein, bei einem Buch, geschrieben von einer mutigen Frau? Es macht Mut. Es macht Mut in einer Weise, wie ich es selten im Bereich der Trauer erlebt habe. Mut sich den wirklich schwierigen Themen und Gefühlen zu stellen und zwar immer wieder. Als Trauerbegleiterin bin ich ständig auf der Suche nach Texten und Büchern, die ich Trauernden ans gebeutelte Herz legen kann, damit sie eine Vorstellung davon bekommen, wie sie mit ihrer Trauer umgehen können. Steht man doch sehr oft hilflos vor diesem gigantischen Schmerz, der einen aufzufressen droht. Vielen Menschen geht es so wie Thea aus dem Buch, wenn sie einen geliebten Menschen verloren haben: In Liebe verbunden zu sein, bedeutet auf einmal mit dem Tod verbunden zu sein.

Thea spürt, wie der Tod des Sohnes, Stillstand und Erstarrung in die Familie zu bringen droht und stellt sich ihm mit all ihrer Lebendigkeit und Kraft entgegen. So schafft sie es, dass ihre Trauer und die ihrer Familie, lebendig wird und so auch Nathan seinen festen, geborgenen Platz in der Familie behält. Er kann zwar nicht mehr zu Aufgaben wie den Müll raus zu tragen heran gezogen werden, aber als Gesprächspartner und Gegenüber bleibt er erhalten.

In klaren nachvollziehbaren Sätzen führt uns Dorothea durch das Leben von Thea und durch ihre schlimmste Zeit. Zuweilen berührt sie den Leser damit ganz tief und doch gelingt es ihr auch auszudrücken, was eigentlich kaum auszudrücken ist. Sie macht verständlich, wie sich Trauer anfühlt und was sie mit uns machen kann. Dabei klagt sie nicht. Sie gibt ihren Umgang damit wieder und wird so zu einer Art Trauer-Pionierin. Sie legt mit ihrem Buch einen Trampelpfad an, den andere Trauernde als Spur nutzen können, um ihren eigenen Weg durch ihre Trauer zu finden. Denn irgendwann in ihrer Zeit der Trauer und der Sehnsucht nach ihrem Sohn kann sie eine Entscheidung treffen: „Doch bevor ich gehe, bleibe ich.“ Jeder, der einmal einen geliebten Menschen verloren hat, versteht, wie viel Schmerz, Verzweiflung, Mut und Arbeit – Trauerarbeit – dieser Satz beinhaltet.

Frau Stockmar schreibt in ihrem Buch: „Große Weite Innen stellt sich für uns oft erst dann ein, wenn wir bereit sind, überlieferte Ansichten und Meinungen in Frage zu stellen.“ Dies trifft auch auf den gesellschaftlichen Umgang mit Trauer zu. Damit Menschen, die einen geliebten Menschen verlieren von ihrem hilflosen Umfeld nicht mehr alleine gelassen werden, müssen wir die überlieferten Ansichten und Meinungen über Trauer und Tod in Frage stellen. Auch oder gerade in Zeiten, in denen wir nicht betroffen sind. Zum Einen damit wir im Ernstfall ein wenig besser vorbereitet sind, zum Anderen um für die da sein zu können, die uns in ihren verzweifeltsten Stunden brauchen und um selbst eine Große Weite Innen zu erfahren.

In ihrer Zeit als Praktikantin in einem Hospiz in Japan erlebt sie die Gepflogenheit, bei der Begrüßung sich gegenseitig vor dem anderen Menschen und seinem Schicksal zu verneigen als sehr achtsam und wertschätzend. Ich wünsche mir, dass sich auch bei uns immer mehr Menschen vor dem Schicksal anderer verneigen, statt vor ihm davon zu laufen.

Die nächste Lesung von Dorothea Stockmar ist am Sonntag, 13. Dezember 2015 um 19 Uhr in Berlin Charlottenburg: Hier geht es zu den Details. Das ist am Gedenktag für alle verstorbene Kinder. Um 19 Uhr werden Kerzen ins Fenster gestellt, um sich an sie zu erinnern. Ich werde auch dort sein.

Das Bild ist von Dorothea Stockmar.

Den Tod deines Kindes überleben

Gerade habe ich eine sehr hilfreiche Zusammenstellung auf wiki How für Eltern entdeckt, die ein Kind verloren haben.

Ein unvorstellbar schwerer Schicksalsschlag, der Zeit, Verständnis, Einfühlung und viel Trauerarbeit erfordert! Viele Anregungen, um diesen Weg zu gehen sind in diesem Artikel zu finden. Ein kleiner Leitfaden, der helfen kann.

Leider kann ich nur den Link verbreiten und nicht den ganzen Artikel, der in gut lesbare und verständliche Abschnitte aufgeteilt und mit ansprechenden Grafiken versehen wurde. „Den Tod eines Kindes überleben“ von wikiHow

„Eine Million Trauernde“ Beitrag aus Denkanstoß 17

Die Menschen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak, die im Moment zu uns kommen, haben nicht nur ihr gesamtes Hab und Gut verloren. Viele mussten aus der Heimat fliehen, weil ihr Leben bedroht war. Sie kommen zu uns, weil sie glauben, bei uns Schutz und Sicherheit zu finden. Sie kommen zu uns um zu überleben. Viele der Ankommenden sind junge Männer, die ihre Familien in der Hoffnung zurückgelassen haben, von Deutschland aus für sie sorgen zu können. Wir können uns nicht vorstellen, wie viel Angst diese Menschen um ihre Mütter, Väter, Geschwister und Freunde haben.

In den Medienberichten geht es in der Regel um die Situation in den Herkunftsländern, die Umstände der Flucht oder die Probleme in den Aufnahmelagern.

Fast nie wird über die Trauer der Flüchtlinge gesprochen. Da die Menschen aus Kriegs- oder Krisengebieten kommen, sollten wir davon ausgehen, dass die Flüchtlinge in gar nicht so ferner Vergangenheit Verwandte und Freunde verloren haben, die von den Truppen von Diktator Assad oder den ISIS Terrorristen ermordet wurden.

Wer schon einmal einen geliebten Menschen verloren hat, weiß, welche dunklen Stunden der Verzweiflung man durchlebt und wie wichtig es ist, in diesen Momenten in einer Gemeinschaft geborgen zu sein, einen Ort zu haben für die Trauer.

Versetzen wir uns doch einmal für einen Moment in die Lage der Refugees. Ihre Häuser sind zerbombt, die toten Eltern und Kinder mussten sie unter den Trümmern zurücklassen. Eine Gemeinschaft, die sie in ihrer Trauer auffängt, sie hält, haben die meisten nicht. Und sie haben auch keinen Ort, an dem sie trauern können. Was werden die Folgen sein?

Wir müssen nur auf uns selbst schauen, um diese Frage zu beantworten. Unsere Eltern und vor allem unsere Großeltern waren Überlebende des zweiten Weltkrieges. Sie waren Täter und Opfer, Ausgebombte und Vertriebene. Spuren ihrer unbewältigten Trauer finden wir heute noch in uns.

Die Journalistin und Autorin Sabine Bode schreibt dazu in ihrem neuen Buch Kriegsenkel*:

„Die Kriegsvergangenheit zeigt auch heute noch in vielen Familien Spuren, bis in die zweite und dritte Generation hinein. Als Friedenskinder sind sie in den Zeiten des Wohlstandes aufgewachsen. Es hat ihnen an nichts gefehlt. Oder doch? Die Generation der zwischen 1960 und 1975 Geborenen hat mehr Fragen als Antworten: Wieso haben viele das Gefühl, nicht genau zu wissen, wer man ist und wohin man will? Wo liegen die Ursachen für diese diffuse Angst vor der Zukunft? Weshalb bleiben so viele von ihnen kinderlos? Noch ist es für sie ein völlig neuer Gedanke, sich vorzustellen, ihre tief sitzende Verunsicherung könnte von den Eltern stammen, die ihre Kriegserlebnisse nicht verarbeitet haben. Ist es möglich, dass eine Zeit, die über 60 Jahre zurückliegt, so stark in ihr Leben als nachgeborene Kinder hineinwirkt?“

In dem Buch von Sabine Bode geht es auch um nicht bewältigte Trauer. Wir sind zwar eine sehr erfolgreiche Gesellschaft, aber tatsächlich sind wir auch eine sehr traurige. Vielleicht liegt in der Hilfe und Zuwendung zu den Menschen, die jetzt zu uns kommen, auch eine Chance, etwas zur Bewältigung unserer eigenen Vergangenheit zu tun. Nutzen wir sie.

Herzlichst,

Hanna Thiele Roth David Roth

Bergisch Gladbach im Oktober 2015

Kontakt
Pütz-Roth Bestattungen
und Trauerbegleitung
Kürtener Str. 10
51465 Bergisch Gladbach

Telefon (+49) 2202-93 58 0
E-Mail: info@puetz-roth.de

*Kriegsenkel – Sabine Bode, Klett-Cotta, 304 Seiten, broschiert
ISBN: 978-3-608-94808-0
Sabine Bode lebt als freie Journalistin in Köln, schreibt Sachbücher und arbeitet für die Kulturredaktionen des Hörfunks von WDR und NDR.

Presse-Kontakt:
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