Der neue Begleitbrief für Februar 2021 ist online. Spoiler-Alarm: Diesmal alles in Blau! Klick!
Archiv | Januar 2021
Trauer ist systemrelevant
Was geschieht, wenn Trauer nicht angemessen unterstützt werden kann?
Trauer gehört zum Leben. Trauer, die keine Gestaltungsmöglichkeit und keine Resonanz findet, kann krank machen. Der Prävention der Folgen nicht angemessen unterstützter Trauer ist demzufolge in dieser Pandemie besondere Aufmerksamkeit einzuräumen. Jeder Trauerverlauf hängt von vielen Faktoren ab, z.B. der Art des Abschiedes, den persönlichen Umständen und Belastungen und den Lebenserfahrungen der trauernden Menschen.
Der Tod eines nahen Angehörigen oder eines eng vertrauten Menschen stürzt die meisten Menschen in einen bisher nicht gekannten und stark belastenden Ausnahmezustand: Schlafstörungen, Antriebsschwäche, Appetitlosigkeit, depressive Stimmungen, bis hin zu suizidalen Gedanken sind normale Reaktionen auf den Verlust einer nahestehenden Person oder eines anderen Verlustes. Das hat sich auch in der Corona-Pandemie nicht geändert, zugleich erreicht die Anzahl der betroffenen Menschen ein historisches Ausmaß. Mehr und mehr Menschen müssen allein damit fertig werden. Wenn diesen nicht angemessene Unterstützung angeboten wird, drohen angesichts der aktuellen Umstände aus vielen Trauerverläufen manifeste psychische Störungen zu werden.
Als Fachverband wissen wir um die Notwendigkeit präventiver Wirkungsmöglichkeiten von Trauerbegleitung und sehen uns als Interessenvertretung und Sprachrohr für trauernde Menschen.
Am 22. März jährt sich der Tag des 1. Lockdown zum ersten Mal. Das haben wir als Vorstand des BVT mit Mitgliedern des BVT, Unterstützer*innen und Expert*innen zum Anlass für diese Petition genommen. Wir haben eine gemeinsame Verantwortung für trauernde Menschen in der Corona-Pandemie und darüber hinaus.
Deshalb bitten wir Sie um Ihre Unterstützung. Unterzeichnen Sie diese Petition!
#traueristsystemrelevant
Herzlichen Dank
Marianne Bevier 1. Vorsitzende Bundesverband Trauerbegleitung e. V.Vielen Dank für Ihre Unterstützung, Bundesverband Trauerbegleitung e. V. aus Klingenmünster
Zur gesamten Petition geht es hier.
Was machen TraugerbegleiterInnen eigentlich in ihrer Freizeit – Teil 1
Mit diesem Beitrag beginnt meine Serie „Was machen TrauerbegleiterInnen eigentlich in ihrer Freizeit?“. Darauf gekommen bin ich, als mir Iris von ihrem Projekt erzählte, das sie mit ihrer Familie ins Leben gerufen hat. Sofort wollte ich darüber berichten und fragte ihr Löcher in den Bauch. Aber nicht nur Iris setzt sich schon länger für verschiedene gute Sachen ein – auch viele andere meiner KollegInnen tun das. Von einigen Projekten wusste ich, andere brachte ich in Erfahrung, als ich in die Runde fragte. Schöne Gespräche mit beeindruckenden Menschen, die mir mit ihrem Einsatz für andere das Herz wärmen, ergaben sich daraus und die Beitragsreihe nahm immer mehr Form an. Mit Iris`Projekt „renaturaRica“ beginne ich, da ihre Geschichte der Ursprung davon ist und weil die Crowdfunding-Kampagne jetzt startet.
Ihr kennt Iris Willecke als Trauerbegleiterin, durch ihr Buch „Grabkerzen liebevoll gestalten“ und auch von LoveCrafts der Plattform, die wir beide gemeinsam aufgebaut haben, um die kreative Erinnerungsarbeit voran zu treiben.
Privat teilt sie mit ihrem Sohn und ihrem Mann seit Jahren die Leidenschaft für Costa Rica. Als naturbezogener Mensch hat sie sich 2007, als sie das erste mal dort war, in die große exotische Vielfalt verliebt. Sie wird nicht müde, Fotos von Flora und Fauna zu machen. Seit 2018 verbringen Iris und ihr Mann Marc mehrere Wochen im Jahr in Cahuita an der Karibikküste. Cahuita grenzt an einen kleine Nationalpark und es ist bisher ein wunderbares Fleckchen Erde mit einer bunten Tier und Pflanzenwelt. Aber auch dieses „Paradies“ ist bedroht.
Bei ihrem letzten Aufenthalt erfuhren die beiden, dass der Besitzer eines insgesamt ca. 3 Hektar großen Grundstücks direkt am Nationalpark in diesem Jahr damit beginnen möchte, es als Bauland zu vermarkten. Dafür soll die Fläche, auf der momentan eine unglaubliche Menge an unterschiedlichen Tieren und Pflanzen lebt, zum Teil gerodet und dann in viele kleine Parzellen aufgeteilt werden. Das wäre nicht nur für die dort lebenden Tiere eine Katastrophe.
Familie Willecke möchte nun über Crowdfunding versuchen, Geld zum Erwerb des Grundstücks zusammenbekommen, um es dauerhaft vor Zerstörung zu schützen. Der Kauf soll über eine gemeinnützige Organisation erfolgen.
Auf der Homepage renaturarica.info könnt ihr nachlesen, um was es ganz genau geht und wie ihr helfen könnt. Leider ist die Sache eilig, denn der Besitzer hat den Willeckes nur bis Mai Zeit gegeben, bevor er weitere Schritte einleiten möchte.
Ihr könnt auch auf Facebook das Projekt verfolgen. Dort zeigt euch Iris unermüdlich, was sie quasi im Vorbeigehen, von diesem kleinen Paradies fotografieren und filmen konnte. Wie schützenswert dieses wundervolle Fleckchen Erde ist, ist leicht zu erkennen. Wer noch mehr sehen möchte, kann das auf dem YouTube-Kanal tun.
Ihr könnt die sozialen Medien nutzen, um das Projekt auf allen Kanälen viral gehen zu lassen. Leitet das Anliegen weiter und wenn ihr könnt, spendet Geld. Was genau mit eurem finanziellen Beitrag passiert, könnt ihr unter ecocrowdnachlesen und wenn ihr etwas nicht versteht, könnt ihr einfach bei Iris z.B. über info@renaturaRica.infonachfragen. Trotz der Pandemie, können wir gemeinsam eine Menge bewirken.
Update vom 6. Februar 2021: Seit gestern gibt es die 1-Euro-Challenge. Es ist super einfach mit ein paar Klicks per Paypal einen Euro in die Aktion einzubringen und auch an andere zu teilen. Den einen Euro können wir uns eigentlich alle leisten und wenn das viele machen, können Iris und Marc Willecke in Costa Rica ein Stück kostbare Natur retten. Leichter ist es kaum, etwas Gutes zu tun, weil die Willeckes sich um alles andere kümmern. Danke dafür. Hier geht es zu Challenge: Klick! Bitte teilen!
Das Foto vom blauen Morpho-Falter ist von Iris Willecke in Cahuita in Costa Rica fotografiert.
Die Trauer zur Freundin machen
Mittlerweile ist es für mich so normal, mit meiner Trauer befreundet zu sein, dass ich gar nicht mehr darüber nachdenke, was es bei akut Trauernden auslösen kann, wenn ich den Vorschlag mache, sich mit ihr auf positive Weise zu befassen.
Wer mich kennt, weiß, dass die Trauer, obwohl ich privat und beruflich viel mit ihr zu tun habe, keinesfalls meine Lebensfreude mindern konnte. Im Gegenteil – manche würden ehr bestätigen, dass sie ehr verstärkt wurde. Natürlich war das nicht von heute auf morgen so. Wie so vieles Wichtige war das nur durch einen arbeitsreichen Prozess möglich. Unterwegs wusste ich oft nicht, ob es überhaupt klappen würde. Im Prinzip kann dies in drei Schritten klappen:
- Ganz mutig hatte ich mit dem ersten Schritt begonnen: Ich sträubte mich von Mal zu Mal weniger, wenn so eine Trauer-Welle wieder drohte, über mich zu rollen. Jemandem, der das noch nicht erlebt hat, kann man kaum beschreiben, wie schlimm sich diese Momente und die Gefühle, die sie mit sich bringen, anfühlen können. Daher ist es verständlich, dass wir, sobald wir merken, dass es wieder los geht, alle Widerstände dagegen mobilisieren. Dies in jenen Augenblicken bewusst zu unterlassen, erfordert eine hohe Konzentration und den Willen dazu. Selbst in dieser herausfordernden Situation mit der Welle zu gehen, ist sinnvoll.
- Der nächste Schritt ist, die Trauer, sobald sie sich zeigt, freundlich zu begrüßen: „Da bist du ja wieder!“ Anfangs fällt das schwer, denn wir verbinden mit ihr den Verlust unseres geliebten Menschen und vergessen, dass sie eigentlich immer und überall zum Leben dazu gehört. Unser Verstand weiß das natürlich aber unser Seelenleben fühlt sich ihr in diesen Momenten hilflos ausgeliefert. Sie zu begrüßen, vielleicht sogar freundlich oder etwa neugierig, ist eine Möglichkeit, ihr einen anderen Platz zuzuweisen.
- Gelingt dies, empfehle ich, sich mit der Trauer zu unterhalten und sie zu fragen, was sie braucht. Wenn sie dann tatsächlich so etwas wie eine Freundin werden durfte, wissen wir automatisch, wenn sie auftaucht, dass wir in der letzten Zeit vermutlich vergessen haben, uns auf uns selbst und auf das, was uns wirklich wichtig ist, zu konzentrieren.
Wenn dieser Punkt erreicht ist, möchte man auf die Trauer nicht mehr verzichten, auf den Verlust schon. Die Ente als Krafttier, über die ich weiter unten geschrieben habe, hilft dabei.
Traumreise „Neujahr“
Ihr Lieben,
der erste Tag im neuen Jahr ist immer etwas magisch. Viele befinden sich im ersten Trauerjahr und haben vielleicht gerade das erste Weihnachten ohne ihren geliebten Menschen verbringen müssen und überstanden. Das auch noch unter Corona-Bedingungen. Wie mag wohl dieses neue Jahr werden?
Um euch darauf einzustimmen könnt ihr hier meine Traumreise „Neujahr“ hören, die es auch schon zum letzten Jahreswechsel gab.
Beim Trauer-Radio unter „Traumreisen“ könnt ihr einige meiner Traumreisen aus meinen Büchern anhören.
Danke, dass ihr euch Unterstützung sucht, denn ihr braucht in dieser Ausnahmesituation jede Hilfe, die ihr bekommen könnt. Macht euch also auch in diesem Jahr auf die Suche nach neuer Orientierung und Inspiration. Haltet an eurem Lebensmut fest und wenn ihr ihn verloren habt, geht ihn suchen!
Ich wünsche euch alles nur erdenklich Gute und viel Kraft fürs neue Jahr!
Das Bild ist eine Mandala aus vielen Fotos von City of Lights aus Berlin von Beate Reinke.