Atmen

a2aa3fe1-90c4-49cf-a35c-01364d975fddIn Stress und Krisenzeiten als auch in der Trauer, sind wir oft sehr angespannt. Unser Grundvertrauen ist angeknackst und so befinden wir und ganz unbewusst in einer mehr oder weniger starken Dauer-Alarm-Situation. Schon in normalen Lebenssituationen ist unsere Atmung verbesserungsbedürftig, doch in schweren Zeiten wird sie deutlich flacher und wir atmen noch weniger in den Bauch als wir es sollten. Daher möchte ich euch heute mit etwas Wissen über das Atmen und einer geführten Atem-Meditation versorgen. Keine Angst, sie dauert nur ca. 6 Minuten. Wer mehr möchte, kann die Meditation für „Achtsames Atmen nach Thich Hat Hanh“ausprobieren. Sie dauert 18 Minuten.

Das Wunder des Atems

Lieder regen den Menschen während der Arbeit an auszuatmen. So wird die Lunge vollständig von verbrauchter Luft befreit. Man kann nicht singen, ohne allmählich auszuatmen, und dabei werden Unreinheiten ausgeschieden, die Lungen geleert und freigemacht für einen frischen unwillkürlichen Atemzug.

Wirkliche Atemkontrolle bedeutet, dass Ausatmen gelernt wird, nicht Einatmen. Die Energie wird durch die normale Befreiung des Atems am besten erneuert, nicht durch gewaltsames Vollpumpen der Lungen mit Luft. So kannst Du, bei großer physischer Anstrengung – wie dem Tragen einer schweren Tasche, schnellem Gehen, beim Umgraben des Gartens – Deine Kräfte durch Konzentration auf das langsame Ausströmen der Luft aus den Lungen erholen.

Redner, Sänger, Schwimmer und Läufer wissen das. Wir anderen können es durch einfache Tests herausfinden. Zum Beispiel, wenn man unter die kalte Dusche geht, hat man das Bedürfnis, nach Luft zu schnappen und die Muskeln anzuspannen. Das verstärkt die Quälerei aber nur. Wenn Du statt dessen versuchst, langsam und gleichmäßig auszuatmen, wirst Du erstaunt sein, wie wenig die Temperatur des Wassers Dir ausmacht. Die Atmung hilft dem Körper, sich Veränderungen anzupassen.

Wenn Du das nächste Mal etwas Schweres heben mußt, sei es ein großer Suppentopf, eine Schreibmaschine oder ein Koffer, versuche, einen vollen, tiefen Atemzug zu tun und den Atem während des Hebens anzuhalten. Wahrscheinlich ist die Last dann viel leichter. Die Wirkung ist, wie wenn man erwartet, einen vollen Koffer zu heben, und dann feststellt, dass er leicht ist.

Jene, die das Levitationsspiel gespielt haben, haben gesehen, dass eine Person oder ein Tisch nur mit den Fingern gehoben werden kann, vorausgesetzt, dass alle Personen einer Gruppe während des Hebens tief und gleichmäßig atmen. Das zeigt die geheimnisvolle Hilfe, die von dem bewussten Einsetzen des Atems kommt.

Sorgfältige Atemkontrolle, mit Betonung der Ausatmung, hilft uns, bei jeder Art von Anspannung oder Stress zu entspannen. Die meisten von uns sind “halbe Atmer”. Wir atmen ein, weil wir nicht anders können, aber wir atmen nicht vollständig aus. Das Resultat ist, dass wir viel seufzen, ein Zeichen unseres Bedürfnisses auszuatmen. Der Seufzer ist der Weg der Natur, unsere Lunge zu entleeren, wenn wir unseren Atemapparat lang genug vernachlässigt haben. Wir müssen lernen, auf systematische und geregelte Art zu seufzen. Wir wissen, dass jede Störung des Atems akuten Kummer erzeugt. Daraus folgt, wie der gesunde Menschenverstand und die Wissenschaft uns zeigen, dass jede Verbesserung unseres Atems Körper und Geist erhellen und heiter machen können.Normalerweise atmen wir, ohne sichtbare Anstrengung, ungefähr 18 Mal in der Minute, 1080 Mal pro Stunde, 25920 Mal pro Tag. Je mehr Luft wir ausatmen, um so mehr können wir auch wieder einatmen. Die Menge, die wir aufnehmen, heißt Vitalkapazität. Sie kann durch ein uhrengroßes Instrument, Spirometer genannt, gemessen werden.

Ein sorgfältiges Handhaben und Haushalten des Atems kann von praktischer, täglicher Hilfe sein, kann unsere Stimmung verbessern und sichtbar zu unserer Gesundheit und Vitalität beitragen. Jede Atemdisziplin dient dazu, unsere vitale Kapazität zu erhöhen.Das Bewusstwerden der Ausatmung wird zum wichtigsten Faktor. Die Hauptsache ist, diese Gewohnheit zu kultivieren. Atme aus, bevor Du etwas Neues beginnst.Wenn Du einmal die Grundgedanken des richtigen Atmens begriffen hast, wirst Du auf vielerlei Art dafür belohnt werden. Sogar in der Zeit der Rolltreppen und Aufzüge gibt es Stufen, die man erklimmen kann, gewöhnlich unter Keuchen und Stöhnen. Aber versuche folgendes: wenn Du die ersten zwei Stufen hinaufsteigst, halte die Schulterblätter unten, atme ein. Atme bei den nächsten zwei aus. In dem Rhythmus von zwei-ein und zwei-aus, kannst Du ganze Treppenfluchten hinaufgehen und oben ankommen, ohne nach Luft zu schnappen. Was geschieht? Indem wir während des Steigens die Atmung rhythmisch beschleunigen, scheiden wir eine große Menge von Kohlenstoff aus und führen dem Körper mehr Sauerstoff zu. Das Prinzip kann weiter erläutert und gefestigt werden, wenn wir unseren Atemrhythmus verkürzen, wenn wir einen Hügel oder einen langen Abhang hinaufwandern. In diesem Fall atme ein, während Du drei Schritte machst und atme aus, während der nächsten drei, drei-ein, drei-aus, halte die Schulterblätter hinten. Ein Hügel, bei dem Dir normalerweise der Atem ausgehen würde, kann durch diese einfache Veränderung des Atemtempos leicht bewältigt werden.

Wenn irgendeine Anstrengung ohne richtige Anpassung Dich außer Atem kommen lässt, gibt es einen einfachen Weg, den Atem wieder zu normalisieren. Atme schneller, hechle für ein paar Sekunden wie ein Hund. Dann atme ein paar Mal tief und leicht ein, hechle wieder und nimm ein paar volle Atemzüge. Das wird Deinen Atem viel schneller beruhigen, als gewaltsame Anstrengung, normal zu atmen. Wenn ein Läufer den sogenannten “zweiten Wind” bekommt, bedeutet das, dass er ab einem bestimmten Punkt ein vergrößertes Bedürfnis unbewusst abgeschätzt hat und die schnellere Ansammlung von Kohlendioxyd durch tieferes und stetigeres Aufnehmen von Sauerstoff ausgleicht.

Was die unglückliche Mehrheit von uns heutzutage braucht ist ein Atmungsprogramm, das uns an unseren Schreibtischen, Öfen oder Maschinen helfen kann. Spannung und sogar Depression kann durch folgende Übung überwunden werden.Gib die Schulterblätter nahe zusammen, wie es ohne Überanstrengung möglich ist, dann atme sanft und voll aus. Pausiere, dann atme mit einem tiefen, langsamen, sachten Atemzug ein, bis die Lungen angenehm gefüllt sind. Atme langsam, mit einem langen Seufzer durch die Nase aus, ohne die Stellung der Schulterblätter zu verändern. Warum? Weil Du Dein Gehirn stimuliert hast und die Nervenanspannung durch die vermehrte Aufnahme von lebensspendendem Sauerstoff erleichtert hast.

Bei dem sogenannten Lampenfieber scheint man oft an einer leichten Form des Erstickens zu leiden. Schauspieler und erfahrene Redner wissen um die Wohltaten der Atemkontrolle. Jeder von uns kann von der Gewohnheit des Schauspielers, vor dem Auftritt in der Kulisse stehen zu bleiben und sich selbst mit einigen tiefen Atemzügen zu stärken, bevor er die Bühne betritt, lernen. Eine andere wirksame Möglichkeit, seine Atmung zu kontrollieren, ist das Zählen. Sitze bequem in einer aufrechten Stellung, atme sachte und gleichmäßig zu einer Zahl von 5 ein. Pausiere eine Sekunde und atme dann zu einer Zahl von 12 aus. Das nächste mal atme zu einer Zahl von 5 ein und zu einer Zahl von 15 aus. Führe diese Praxis fort, bis Du einen guten Fortschritt siehst. Wenn Du einmal fähig bist, zu einer Zahl von 21 auszuatmen, wirst Du bemerken, dass Summen eine große Hilfe ist, um die Menge der ausströmenden Luft zu begrenzen. Das Summen beim Ausatmen, gibt Dir Deine eigene Art von Arbeitslied. Das wird BhramariPranayama genannt.

Es gibt viele Folgeerscheinungen des richtigen Ausatmens, aber die bedeutendste ist Bewusstheit. Richtiges Atmen bewirkt eine strenge Umstellung unserer täglichen Gewohnheiten und macht uns auf irgendeine Weise wieder zum Herrn unseres Körpers. Bewusstes Atmen bringt eine bewusste Körperhaltung mit sich. Du beginnst gewahr zu werden, dass Du nicht ganz vornüber gebeugt sitzen und dabei gut atmen kannst, weder ein noch aus. Der durchschnittliche Mensch geht herum mit weit auseinander stehenden Schultern. Wenn er seine Schulterblätter zusammengibt, folgt daraus ganz zufällig auch die richtige Haltung der Schultern. Aber er erreicht noch viel mehr. Er befreit die gesamte Bauchregion von unnötigem Gewicht und Druck und schafft die passenden Bedingungen für die richtige Bewegung des Zwerchfells. Das wird das Atmen sofort erleichtern, denn gewöhnlich verwenden wir einen Teil der Kraft unserer Einatmung dazu, das Gewicht von Rippen und Brust zu heben. Das Zusammenziehen der Schulterblätter gibt uns ein Gefühl der Leichtigkeit in der Bauchregion und veranlasst uns, tief zu atmen. Bei den anstrengenden Bedingungen des heutigen Lebens genügt automatisches Atmen unseren Bedürfnissen nicht. Sitzende Lebensweise oder monotone Arbeiten rufen nach neuer und bewusst kontrollierter Atemweise. Es würde sich lohnen, jeden Tag einen der hier angebotenen Vorschläge auszuprobieren. Wir werden bald erfahren, welchen konstruktiven Gebrauch wir von dieser, nun überschaubaren Kraft machen können.

 

Über Krisen- und Trauerbegleitung

Ich bin Jahrgang 1965, in Baden-Württemberg geboren und habe mit 15 meine Mutter durch Suizid und mit 40 meinen Lebenspartner durch Krebs verloren. Vieles, was mir im Leben begegnet ist, hat mich geprägt - auch wenn ich es manchmal nicht verstanden habe. Meine Erkenntnisse und Meinungen verändern sich im Laufe meiner Entwicklung und ich bin immer wieder neugierig, welche Ereignisse mich finden und mich auf meinem Weg begleiten. So entwickelte sich aus all dem ein neuer Weg. Meine Ausbildungen Familienaufstellungen, Gewaltfreie Kommunikation, Trauerbegleitung, Trauerreden und vor allem meine Erfahrungen ermöglichen es mir, für andere Menschen in ähnlichen Situationen da zu sein. Mehr über meine Angebote, Termine und über mich finden Sie unter: www.trauerbegleiter.org
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