Oft steht man vor einer Hinterlassenschaft von Kleidern, Bettwäsche und Tischtüchern. Vieles davon kann und möchte man nicht behalten aber so manches Teil war der oder dem Verstorbenen wichtig oder für einen selbst ist es ein wertvolles Erinnerungsstück. Oft liegt es dann aber zu Hause irgendwo im Schrank, weil es eben doch nicht das Eigene ist.
Um es zu etwas Eigenem zu machen und sich dabei mit sich selbst und dem ursprünglichen Besitzer auseinander zu setzen, gibt es ein paar einfache Methoden. Eine davon ist Textildesign.
Anika Liedtkehat ein kleines Upcycle-Atelier bei mir im Kiez um die Ecke und natürlich habe ich einen Workshop bei ihr gemacht. Das, was ihr auf dem Foto oben seht, war ein Erbstück und zwar eine „Paradedecke“. Ein Bezug der in früheren Zeiten besonders aufwändig bestickt und mit Spitzen versehen wurde, denn wenn man mit dem Nachwuchs im Kinderwagen spazieren ging, blieben viele Leute – Bekannte wie Fremde – stehen, um den Nachwuchs freudig zu begutachten. Daher war es wichtig, dass Kissen und Decke etwas her machten, denn für den Stammhalter ist einem ja bekanntlich nichts zu teuer und man konnte auch seinen Wohlstand damit unterstreichen.
So habe ich nun dieses „Gute Stück“ geerbt und darüber nachgesonnen, wie ich es etwas aufpeppen kann. Bei Anika im Workshop war das ganz einfach. Sie hat tolle Arbeitsflächen, eine große Kollektion an Schablonen und Stempeln und eine ausschweifende Menge an verschiedensten Farben und megaviele Ideen und Vorschläge. Da lacht das kreative aber untalentierte Herz, das dringend Anleitung braucht und auch bekommt.
Zur Info: Anika benutzt als Farben transparenten Siebdruckstamm mit Flüssigpigment.
Alternativ dazu empfiehlt sie die Textilfarben von der Firma Schjerning. Die haben auch eine transparente Basis zum Mischen mit allen anderen Farben.
In diesem Video könnt ihr Anika in ihrem Atelier in Aktion sehen und euch von ihr zu eigenen Kreationen inspirieren lassen. Ein wenig könnt ihr auch sehen, wie die Gegend aussieht in der ich mich rumtreibe.
Wie immer ist der Hintergedanke bei der kreativen Arbeit mit Erbstücken die Möglichkeit der Trauerverarbeitung mit den eigenen Händen, die den ursprünglichen Gegenstand nach eigenem Wunsch und Geschmack verändert. Dabei steht im Vordergrund selbst die Dinge in die Hand zu nehmen und sie so zu bearbeiten, dass sie zu einem, bzw. zum neuen veränderten Leben passen und trotzdem an den geliebten Verstorbenen erinnern. Oftmals bedeutet Veränderung eine große Hürde die überwunden werden kann und zu befreienden Prozessen und wunderschönen Kunstwerken führen kann. Mein Entwurf hat einen schönen Bilderrahmen bekommen und hängt nun in meiner Praxis.
Da kaum jemand von euch aus Berlin kommt und somit keine Möglichkeit hat, einfach mal so mir nichts dir nichts an einem Workshop von Anika teilzunehmen und vielleicht nichts Vergleichbares auf die Schnelle in seiner Nähe findet, kann bei Makeristeinen Online-Workshop bei Anika machen. Makerist ist eine Handarbeitsschule im Internet. Dort gibt es noch unzählige andere spannende Workshops. Anikas 8-teiligen Workshop findet ihr für derzeit heruntergesetzte 18,90 € direkt hier.